Die Ankunft:
Mit einem unerwarteten 1,5-tägigen Aufenthalt in Singapur aufgrund eines technischen Problems am Flugzeug, startet mein Abenteuer Freiwilligendienst in Neuseeland! Angekommen nach einem weiteren 10-Stunden Flug am 13. September 2022 in Auckland wurde meine Mitfreiwillige Zilli und ich von Steven, dem Camp Direktor, und seiner Frau Jane abgeholt und zu einer kleinen Besichtigungstour durch Auckland mitgenommen. Die erste Woche in Neuseeland war ziemlich überwältigend. So viele neue Eindrücke, ein ganz neues Lebensumfeld, Jetlag und das Realisieren, dass man seine Familie und Freunde so schnell nicht mehr sehen wird, waren eine große Herausforderung für mich. Doch wir wurden sehr herzlich von allen Kolleg*innen aufgenommen und ich hatte den Eindruck, dass sie sich sehr auf meine Mitfreiwillige und mich gefreut haben. Nach drei Monaten kann ich sagen, dass sich das Leben hier fast wie eine große Familie anfühlt, da der Großteil der Mitarbeiter*innen von CYC auf dem Campgelände wohnt und man somit auch außerhalb der Arbeitszeiten gemeinsam Zeit verbringt und Dinge unternimmt. Ich wohne mit einer Arbeitskollegin in einer Wohnung im Zentrum des Campgeländes. Wir teilen uns Küche, Wohnzimmer und Badezimmer, jedoch hat jede ihr eigenes Zimmer. Im Laufe des Jahres habe ich Mitbewohnerin sowie Standort gewechselt, möchte aber beide Erfahrungen nicht missen, da sie jeweils richtig schön waren.
Meine Arbeit in der Einsatzstelle:
CYC (Christian Youth Camps) liegt in einem kleinen Ort namens Ngaruawahia und ist knapp 20 Minuten mit dem Auto von der nächstgrößeren Stadt Hamilton entfernt. Es ist eine christliche Einrichtung, die eine große Bandbreite an Freizeitaktivitäten und Erholungsmöglichkeiten anbietet. Vor allem empfangen wir hier Schulklassen, Kirchengruppe und Familien. In den Schulferien veranstalten wir selbst Camps für Kinder und Jugendliche. Im Camp gibt es immer etwas zu tun – auch wenn gerade keine Gruppe da ist. Der Leitspruch meiner Mitfreiwilligen und mir, welcher unsere Arbeit am besten beschreibt, ist: “We're doing everything we're told to.” Meine Hauptaufgaben lagen in der Küchenarbeit, die Aktivität BMX anleiten, Bürotätigkeiten zur Neuorganisation der Papiere, Mithilfe in Feriencamps, welche von CYC geleitet werden und Instandhaltungsaufgaben wie streichen oder putzen. Neben all den Camps, welche CYC selbst leitet, worauf ich gleich noch genauer eingehe, darf man aber nicht vergessen, dass dies nur ein kleiner Teil meiner Arbeit war und nebenbei natürlich der „normale“ Alltag und deren Aufgaben, welche von Tag zu Tag variierten, anstand.
In den ersten Wochen lag der Fokus hierbei auf Küchendienst, Büroarbeit sowie Vorbereitung auf unser erstes Kids Camp. Schneidemaschine und Laminiergerät waren hierbei meine treuen Begleiter und nicht wegzudenken. Außerdem durften Zilli und ich unsere kreative Ader ausleben lassen und letztendlich jedes Mal die Hintergründe für die Feriencamps malen. Anfang Oktober stand dann unser erstes Kids Camp mit dem Thema “Get the Game on” an. Meine Rolle war hierbei, dass ich im LIT (Leaders in Training) Programm mitgeholfen habe. Leader sind Jugendliche, welche freiwillig während des Camps mithelfen und nach den Kindern schauen. In den Trainingsprogramm sollen sie lernen wie man ein guter Leiter/ eine gute Leiterin wird und achtsam mit Menschen umgeht. Am meisten Spaß machte mir mittlerweile die Arbeit in der Küche, da ich kochen und backen liebe und von unseren beiden Köch*innen noch sehr viel lernen kann. Der einzige negative Punkt ist das dauerhafte Spülen von Küchenutensilien und der wenige Kontakt mit den Gästen.
Die Hochsaison im Sommer war sehr stressig. Anfang Januar stand ein weiteres Kids Camp mit dem Thema “Treasure Island” an, bei welchem ich mit einer Kollegin gemeinsam die Spiele während des Abendprogramm geplant und geleitet habe. Wir konnten sehr kreativ werden und mussten teilweise sehr spontan Spiele ändern, da es aus Eimern geschüttet hat, aber die Kinder haben uns nur positive Rückmeldung gegeben und das ist das Wichtigste! Da ich untertags sehr wenig Arbeit hatte, wurde ich zudem für Küchendienste oder Aktivitäten eingeteilt. Gemeinsam mit einer lieben Kollegin habe ich die Aktivität “Prayerroom” angeleitet. Hierbei ging es darum den Kindern die Grundbotschaften über Gott, Jesus und die Bibel zu erläutern, Fragen zu klären oder gemeinsam zu beten. Uns wurde sehr viel Freiraum gelassen und wir konnten uns ausprobieren. Ich muss aber ehrlich gestehen, dass es mich auch sehr nervös gemacht hat, dass ich so viel Verantwortung hatte, und ich war mir auch nicht sicher, ob ich genug Wissen bzw. Glauben habe, um mit Kindern kindgerecht über Gott, Jesus und die Bibel zu sprechen. Zwei Wochen später fand ein J-kids Camp statt, welches für jüngere Grundschulkinder ausgerichtet ist und nur einmal jährlich in den Sommerferien ausgetragen wird.
Seit Mitte Februar durfte ich auch Crate Climbing anleiten, was mich sehr glücklich macht, da ich einfacher in Kontakt mit den Gästen komme. Jedoch ist Crate Climbing deutlich anstrengender als BMX, da man beim Anlegen der Klettergurte keinerlei Fehler machen darf, gleichzeitig aber die andere Gruppe beim Klettern beaufsichtigen und ihnen gegebenenfalls helfen muss. Außerdem ist neu, dass ich gerade die Gartenarbeit mit Unkraut jäten, Blumen pflanzen und Büsche schneiden, übernommen habe.
Auch im März und April war noch viel los. Neben den alltäglichen Aufgaben wie BMX und Crate Climb anleiten, Küchenarbeit und Camp responsibilities, kamen weitere dazu. Ich wurde von unseren Köch*innen für das Brekky – das Vorbereiten des Frühstücks für die Gruppe – eingelernt und wurde seitdem dafür immer öfter eingeteilt, da ich ein Morgenmensch bin und ich gerne früh anfange zu arbeiten. Zu Brekky gehört Porridge und Kakao zu kochen, das Müsli, den Joghurt und die geschnittenen Äpfel vorzubereiten, sowie Toast zu toasten.
Außerdem habe ich seit Mitte März die Aktivität “Extreme Stream” oder “Canyoning” angeleitet, bei welcher es darum geht einen kleinen Fluss hochzuwandern, gleichzeitig Steinfelsen hochzuklettern und als Team gemeinsam zu arbeiten. Ich liebe diese Aktivität, denn man sieht jedes einzelne Kind während der Wanderung über sich hinauswachsen und bis jetzt hatte alle im Nachhinein Spaß gehabt. Über die Osterfeiertage hatten wir ein Eastercamp und es war das beste Camp, welches ich bis jetzt miterlebt habe. Es kamen viele verschiedene Jugendkirchengruppen zusammen und neben vielen Spielen und Challenges, wurde Jesus Tod und Auferstehung gefeiert.
Eineinhalb Wochen später ging auch schon unser Zirkus Kids Camp los. Während des Kidscamps war ich für Erste Hilfe und Medikamentenvergabe sowie unseres Kiosks, an dem die Kinder Süßigkeiten kaufen können, zuständig. Im ersten Moment denkt man, dass dies keine großen Aufgaben sind, jedoch wird Erste Hilfe rund um die Uhr gebraucht und man muss so viele Informationen im Hinterkopf haben. Man lernt dadurch aber auch einige Kinder echt gut kennen und kann sich mit ihnen über Gott unterhalten. Einmal habe ich mithilfe von Gegenständen in unserem Raum einem Mädchen die Geschichte vom verlorenen Schaf erzählt, was erstaunlich gut funktionierte und sie zudem von den Schmerzen abgelenkt hat.
Es war für mich eine ganze andere Erfahrung als die letzten Camps, da ich nicht wirklich im Tagesprogramm involviert war, sondern sehr viel Hintergrund- bzw. Nebenarbeit gemacht habe. Sehr häufig merkt man gar nicht, wie viel Arbeit im Hintergrund abläuft, um ein Camp möglich zu machen!
Die Wintermonate wurden etwas ruhiger und wir nutzen die Zeit um die Cabins Grund zu reinigen. Dabei durfte man sich nicht unterkriegen lassen, auch wenn die Motivation schwand und man das Gefühl hatte selbst schon aus Spinnenweben zu bestehen… Mitte Mai hatten wir dann für 1,5 Monate keine Gruppen, weswegen wir mit dem Großprojekt, den Essensraum sowie den angrenzenden Aufenthaltsraum zu renovieren, starteten. Streichen, putzen und andere handwerkliche Tätigkeiten standen besonders in den Wintermonaten im Vordergrund und auch wenn diese Aufgaben nicht besonders spannend klingen, machte es in Gesellschaft mit Kolleg*innen und guter Musik richtig Spaß!
Anfang Juli stand unser letztes Kidscamp mit dem Thema “Around the World” an. Während dieses Camps war ich mit einer Kollegin für die Aktivitäten zuständig und wir entschieden uns aufgrund der kalten Jahreszeit für viele trockene Aktivitäten. Meine liebste Aktivität war das Lernen von Tänzen verschiedener Kulturen, welche am letzten Abend von den Kindern aufgeführt wurden. Meine Mitfreiwillige und ich haben sogar einer Gruppe einen deutschen Volkstanz beigebracht.
Am letzten Wochenende meiner Zeit in Neuseeland veranstalteten wir noch ein Teenscamp. Meinen Kolleg*innen war es sehr wichtig, dass ich die letzten Tage genieße, weshalb ich keine spezielle Aufgabe zugewiesen bekam. Das Wochenende war gefüllt mit vielen Spielen, Worship, Aktivitäten, Eislaufen und ganz viel Spaß. Ich habe nochmal einem unserer Köche viel in der Küche geholfen, da dies ein Ort war, an dem ich besonders am Anfang des Jahres viel Zeit verbrachte und ich mich dort immer sehr wohl fühlte. Auch flossen über das Wochenende immer mal wieder Tränen von mir, aber auch von Kolleg*innen und Freund*innen, weil die Zeit einfach viel zu schnell verging und man noch gar nicht realisierte, wie schnell ich wieder heimfliegen würde. Es war ein wunderschöner Abschluss unseres Jahres in Neuseeland – auch wenn es dadurch hieß, dass nach Mitternacht gepackt werden musste und wir schon mit Schlafmangel ins Flugzeug stiegen!
Alltag:
Neben der Arbeit ging ich dienstags zur christlichen Jugendgruppe, welche auf dem Campgelände stattfand. Dort wurden verschiedenste Themen besprochen, kleine Andachten gehalten, gemeinsam gebetet, Brettspiele gespielt und vieles mehr. Außerdem schwamm ich regelmäßig im Swimmingpool und begann zum neuen Term – d.h. Ende Januar – mit Karate. Ich habe dadurch so viele liebe Menschen kennengelernt, welche mir richtig ans Herz gewachsen sind, bin für einige Zeit aus dem Camp gekommen und habe nebenbei wieder meine Karatekenntnisse aufgefrischt!
Nachdem der Großteil meiner Arbeitskolleg*innen auch auf dem Gelände wohnen, wurden sehr regelmäßig Filmeabende organisiert und jeden Donnerstag fand ein gemeinsames Abendessen nach der Arbeit statt. Dadurch kam ein Familiengefühl auf, was richtig schön war.
Vor Weihnachten und der Weihnachtszeit generell hatte ich immer etwas Respekt, da dies ein wichtiges Familienfest für mich ist und ich mir nur schwer vorstellen konnte, wie ich Weihnachten ohne meine Liebsten verbringen sollte. Im Nachhinein kann ich aber sagen, dass es gar nicht so schwer war und ich mir zu viele Gedanken gemacht habe. Eine kurze Zusammenfassung: Am Abend des 24.12. gingen wir in den Gottesdienst, fuhren danach in einen Stadtteil der nächstgrößeren Stadt und schauten uns die Weihnachtsbeleuchtung an – eine Tradition der Familie des Camp Direktors, mit welcher wir Weihnachten gefeiert haben. Am nächsten Morgen habe ich morgens mit meiner Familie in Deutschland telefoniert und bin dann zu den Miers, um Geschenke auszupacken und den Tag zu genießen. Mittags grillten wir bei strahlendem Sonnenschein und abends fuhren wir nach Raglan, um während des Sonnenuntergangs eine Runde am Strand schwimmen zu gehen. Normal würde mein Weihnachten ganz anders aussehen, aber es war durchaus eine schöne Erfahrung im Sommer Weihnachten zu feiern!
Außerdem habe ich gemeinsam mit der besten Mitfreiwilligen über das Jahr verteilt alle Regionen von Neuseeland erkunden können und ich bin immer noch überwältigt von der Schönheit der Landschaft. Ich habe mich etwas in das kleine Land, was von Vulkanen bis zum Meer alles bietet, verliebt! Meine Highlights waren auf alle Fälle die ganzen Wanderungen, da man die Schönheit Neuseelands dadurch am besten erleben kann! Auf alle Fälle hat mich jetzt auch das Reisefieber gepackt und ich möchte noch so viel mehr von unserer wunderschönen Welt sehen – wenn reisen nur nicht so teuer wäre…!
Ich bin für das Jahr, welches ich erleben durfte, sehr dankbar! Es hatte Höhen und Tiefen, Challenges, wunderschöne und einzigartige Momente und so viele Menschen, welche ich in mein Herz geschlossen und die Erfahrungen meines Freiwilligendienstes in Neuseeland zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Meine größte Veränderung war meine Glaubensentwicklung, welche ich im Camp erleben durfte. Durch meine Arbeit war ich tagtäglich in Kontakt mit Christ*innen, die mich inspiriert und zum Nachdenken angeregt haben. Ich bin viel offener gegenüber meinem Glauben geworden und habe es richtig genossen mit anderen Christ*innen im Kontakt zu sein.